Katinka Hagen, 22. Juli 2025
«Ich habe in den 1970er-Jahren in Wollishofen gewohnt und damals bei der Sihlpost gearbeitet, meist nachts beim Päckli-Vorbereiten. Eine Kollegin machte mich eines Abends auf das Patti-Smith-Konzert am 12. Oktober 1976 aufmerksam. Sie konnte es einfädeln, dass wir an diesem Abend früher von der Arbeit gehen durften.
Ich war damals etwa 30 Jahre alt. Wir kamen etwas später zum Konzert, standen hinten und wurden Zeuginnen einer Tränengas-Sabotage während des Auftritts. Viele rannten weg, wir blieben einfach am Rand stehen – es war nicht so schlimm. Ich erinnere mich nicht mehr an viele Details, aber wir haben das Konzert genossen.
Vorschlag Nutzung Roten Fabrik als Kultur- und Freizeitzentrum, 1976. Quelle: Tages-Anzeiger-Magazin Nr. 26/1976
Damals war die Rote Fabrik noch nicht so organisiert wie heute. In der Shedhalle gab es ein kleines Beizli, das ich manchmal besuchte. Später habe ich in der Roten Fabrik gearbeitet – am Getränkeausschank bei Konzerten, unter anderem auch beim zweiten Patti-Smith-Konzert 2010 auf der Sommerbühne. Ich war draussen und wollte ihr gerade sagen, dass ich auch beim ersten Konzert 1976 dabei gewesen war, aber da war sie schon wieder weg. Louis vom Restaurant Ziegel in der Roten Fabrik war eine wichtige Figur – er hatte ein sehr gutes Gedächtnis und war für viele Fragen die richtige Ansprechperson. Leider ist er inzwischen gestorben. Er war wie ein lebendiges Archiv.
Skizze aus dem Bestand des Stadtarchivs Zürich
Im «Ziegel» hängt beim Eingang ein altes Gruppenfoto, da bin ich auch drauf – mit vielen anderen, von denen einige bereits gestorben sind, andere habe ich aus den Augen verloren.»
Mitarbeitende des Restaurants «Zum Roten Ziegel» (heute «Ziegel oh Lac») der Roten Fabrik in den 1970er-Jahren. Ganz oben rechts: Katinka Hagen.
Katinka Hagen wurde in England geboren. Sie lernte in der Schweiz einen Schweizer kennen, mit dem sie zwei Kinder hat – inzwischen sind bereits ihre Enkelkinder erwachsen. Nach einer ersten Zeit in Wollishofen lebte sie in Zürich vor allem im Kreis 4, unter anderem im Erismannhof. Heute wohnt sie in einer Siedlung an der Feldstrasse und besucht nach wie vor jedes Fussballspiel des FC Zürich.