Barbara Sigg, 2. Oktober 2025
1976 war ich 18 und mit meinem damaligen Freund am Konzert von Patti Smith in der Roten Fabrik. Horses kannte ich bereits – das Album hatte mich tief beeindruckt. Als regelmässige Besucherin der Roten Fabrik besass ich einen „Thearena Passpartout“, eine Art Mitgliedskarte. In der Fabrik habe ich viele Abende verbracht – legendäre Disconächte, kreative Leute, Modenschauen wie SAFT. Ich war im ersten Lehrjahr zur Fotografin bei einem Mode- und Werbestudio in Zürich.
Wir reisten mit dem Zug aus Thalwil an. Während des Konzerts standen wir hinten in der Halle. Patti Smith war absolut faszinierend, die Musik kraftvoll – bis plötzlich unsere Augen zu brennen begannen. „Tränengas!“ – Leute rannten raus. Auch uns erwischte es voll, wir brachen ab und fuhren zurück nach Thalwil. Die Nacht verbrachten wir unter einem Obstbaum im Park – das Brennen liess nur langsam nach.
Mein späterer Mann Helmi war ebenfalls am Konzert – auch er musste wegen des Tränengases früher gehen. Noch heute fragen wir uns, ob wir uns damals vielleicht schon begegnet sind.
Der Maler HR Giger war übrigens auch dort – und soll wild getanzt haben. Mein Mann kannte ihn persönlich.
Später erfuhr ich, dass Patti Smith damals im Hotel Engematthof logierte – ganz in der Nähe meines damaligen Lehrbetriebs an der Lessingstrasse. Das hätte mich damals ziemlich nervös gemacht.
Mein Thearena-Pass von 1976, unterschrieben von Remo Galli Leiter von Thearena. Das Passfoto habe ich selbst entwickelt und mit Kornlook versehen – ein normales Passbild kam für den coolen Ausweis nicht infrage.
Die Rote Fabrik 1976 – das war pure Energie, ein Gefühl von Aufbruch und Freiheit. Patti Smith passte da perfekt hinein. Ihr Enthusiasmus, ihre Kunst, ihre Power – das hat uns alle inspiriert.
Später bin ich weitergezogen, aber das Konzert, Patti Smith und die Zeit in der Roten Fabrik bleiben für immer in meinem Herzen. Jahre später schenkte mir eine Sängerin, die ich im Studio fotografierte, das Buch Just Kids. Die Geschichte von Patti und Robert Mapplethorpe hat mich tief bewegt. Und Annie Leibovitz, meine Lieblingsfotografin, die Patti Smith ebenfalls fotografiert hat, durfte ich sogar persönlich kennenlernen. Aber das ist eine andere Geschichte.